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...hat einen ausführlichen Artikel über die neue Leica Monochrom veröffentlicht
Nachdem die LEICA M9 am 09.09.09 vorgestellt wurde, hatten viele auf eine LEICA M10 spekuliert, als neue Leica Produkte für den 10. Mai (May10) angekündigt wurden. Auf den offiziellen LEICA M10 Nachfolger müssen wir noch warten, stattdessen ist es die LEICA M MONOCHROM geworden:
Die erste digitale Schwarzweiß-Kamera im Kleinbildformat!
Unser Admin Andreas, der auch das Leica-Forum betreibt, konnte schon vor der offiziellen Vorstellung einen Prototypen testen und daher gehen wir in diesem Artikel der Frage nach, ob eine derartige Kamera überhaupt sinnvoll ist und für welche Käufer sie interessant sein könnten.
LEICA M MONOCHROM auf den ersten Blick
Wer das aktuelle Leica M Produktprogramm kennt, sieht sofort die Verwandtschaft zur LEICA M9-P:
- Die LEICA M MONOCHROM hat ebenfalls die Vulkanit-Belederung,
- Auf der Vorderseit der Kamera fehlen der typische rote Punkt und die Produktbezeichnung
- Das Display verfügt über der das kratzfeste Saphirglas
- Auf der Rückseite der LEICA M MONOCHROM finden sich alle Bedienelemente, wie von der Leica M9 und M9-P gewohnt.
Die einzigen Unterschiede:
- Die LEICA M MONOCHROM gibt es nur in schwarzchrom, während die M9-P die Auswahl zwischen schwarz lackiert und silbern verchromt lässt.
- Auch auf der Oberseite der Deckkappe findet sich keinerlei Gravur, nur im Blitzschuh ist der Schriftzug “MONOCHROM” dezent sichtbar.
Lieferumfang
Der Lieferumfang entspricht im Wesentlichen der LEICA M9-P, als Software wird ebenfalls Adobe Lightroom ausgeliefert. Hinzu kommt lediglich ein Trageriemen und eine Lizenz für NIK Silverefex 2, eine Software speziell zur Erzeugung und Nachbearbeitung von Schwarzweißbildern.
Baryt Prints für MONOCHROM Kunden
Als spezielles Schmankerl für MONOCHROM Kunden bietet Leica in Kooperation mit Whitewall einen speziellen Service an: Nach der Registrierung auf der Leica Homepage erhalten sie einen eigenen Zugang bei Whitewall und können Ihre Bilder auf Baryt-Papier ausbelichten lassen.
Menüführung
Die ersten richtigen Unterschiede finden sich in der Menu-Führung der MONOCHROM:
Tönung statt Weißabgleich
Einige Punkte wie Weißabgleich und Farbraum entfallen logischerweise, weil Farbe keine Rolle spielt. Speziell für die SW Fotografie kommen einige Punkte dazu: Die JPEGs der Kamera lassen sich direkt in verschiedenen Tönungen und Stärken einfärben, zur Auswahl stehen Blau, Selen und Sepia.
ISO Bereich
Der gesamte ISO Bereich d
er Kamera hat sich verschoben:
Der maximale Wert liegt jetzt bei ISO 10.000 – bei der M9 ist bei ISO 2.500 Schluss.
Die Skala beginnt jetzt bei ISO160 – dies ist aber schon die Pull Einstellung, die einen reduzierten Kontrastumfang hat. Als optimalen Wert empfiehlt Leica ISO320.
RAW Histogramm und Clipping-Anzeige
Um den kompletten Kontrastumfang des Sensors auszuschöpfen, stellt das optional einblendbare Histogramm die Verteilung der unbearbeiteten RAW-Daten dar, die durch keinen Kamera-internen Prozess verfälscht wurden.
Die Clipping-Anzeige, um ausgefressene Lichter und Schatten ohne Zeichnung zu finden, lässt sich individuell einstellen, so dass die generierten DNG-Files das Optimum an Grauwerten enthalten.
Sensor
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der LEICA M MONOCHROM liegt im reinen Schwarzweiß-Sensor. Er stammt wie der M9 Sensor auch von Truesense, der ehemaligen Sensorsparte von Kodak.
Ein bisschen Hintergrund, um die Vorteile des Sensors zu erklären: Farbsensoren müssen eine Menge Tricks und Kniffe anwenden und Kompromisse eingehen, um ein Farbbild in voller Auflösung zu liefern.
- Vor dem Sensor ist ein Muster von Farbfiltern angebracht, das jedem Pixel entweder Rot, Grün oder Blau zuordnet und nur diesen Farbwert aufzeichnet
- Um für alle Pixel alle Farbwerte zu generieren, müssen zwischen benachbarten Pixeln die fehlenden Farbwerte interpoliert werden
- Durch den Bildprozessor der Kamera wird versucht, einen Kompromiss zwischen Auflösung, Rauschen und Interpolationsartefakten zu finden
All diese Schritte gehen auf Kosten der Detailauflösung, der Empfindlichkeit und damit indirekt des Rauschverhaltens.
Der LEICA M MONOCHROM Sensor
Der Sensor der LEICA M MONOCHROM ist anders aufgebaut:
Weil er keine Farbwerte liefern muss, kann er die Daten ohne Interpolation und somit ohne die entsprechenden Artefakte und damit die die volle Nennauflösung des Sensors liefern. Auch wenn er mit 18MP die gleiche Nominalauflösung hat wie die M9, sollte er ein wesentlich besseres Bild liefern:
Höhere echte Auflösung und Detailschärfe – weil keine Interpolation mit Nachbarpixeln notwendig ist
Höhere Empfindlichkeit und dadurch weniger Rauschen – weil keine Filter Licht schlucken
Ob das nur blasse Theorie ist oder sich tatsächlich Unterschiede im Bild zeigen, haben wir in der Praxis getestet.
Die LEICA M MONOCHROM im Praxistest
Um einschätzen zu können, was der reine Schwarzweiß-Sensor der LEICA M MONOCHROM leisten kann, haben wir uns in Bonn einige kritische Motive gesucht. Für alle Bilder gilt:
Alle Bilder sind JPEGs, die direkt von der Kamera so generiert wurden oder DNGs, die mit Adobe Photoshop CS5 ohne Nachschärfen entwickelt wurden
Die Kamera ist ein Prototyp der MONOCHROM, der mit der Firmware 0.009 arbeitete – also einer frühen Betaversion
Test Detail-Auflösung
Hier zwei Beispielbilder, um die Detail-Auflösung zu beurteilen.
| Diese Außenansicht im Kunstmuseum Bonn benutzen wir gerne, um die Auflösung von Kameras zu testen.
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| Details werden pixelgenau aufgelöst – ohne Nachschärfen oder Überschwinger, wie man an der Jalousie erkennen kann.
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| In diesem Detail aus der Mauer sieht man perfekte Details ohne Manipulation am Bild.
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| Ein anderes Motiv aus dem Botanischen Garten – auf den ersten Blick wirkt es wie aus dem Elektronenmikroskop.
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| Hier sind es punktförmige Strukturen auf den Pflanzen, die wirklich Pixel für Pixel aufgelöst sind.
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Die theoretisch höhere Detailauflösung bestätigt sich also voll in der Praxis – beim nächsten Bilde haben wir die Empfindlichkeit aufgedreht.
Test High ISO
Um zu testen, wie sich extreme ISO Werte auf das Bild auswirken, haben wir am Rheinufer einige Testaufnahmen abends gegen 21 Uhr bei hohen ISO Werten gemacht.
| Diese Mauer habe ich mit ISO 8.000 fotografiert.
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| Details aus einer dunklen Partie rechts im Blattwerk zeigen zwar deutliches Rauschen, aber kleine Details der Efeublätter werden noch aufgelöst.
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| Das Rheinpanorama wurde mit ISO 3.200 gemacht.
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| Auch in der Wasserfläche ist kein Rauschen zu sehen.
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Mein Fazit zur Empfindlichkeit: Die Monochrom kann bis ISO 3.200 ohne Einschränkung genutzt werden, selbst bei ISO 8.000 liefert sie noch wirklich gute Ergebnisse.
Test Kontrastumfang
Was für Kontrastumfang in den Leica M Monochrom DNGs steckt, lässt sich an diesem Bild aus dem Botanischen Garten zeigen.
| Das JPEG aus der Kamera ist für meinen Geschmack deutlich zu dunkel und sieht so aus, als ob die Schatten absaufen (das kann gut an der Beta-Firmware 0.009 liegen). Aus dem entsprechenden DNG haben wir zwei Varianten generiert.
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| Variante 1 zeigt das Bild aus, wie ich es gerne hätte.
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| Variante 2 zeigt, was in den Schatten noch alles drinsteckt: Sowohl in der Schattenpartie neben der Tonne als auch unterhalb ist noch jede Menge Information drin.
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Auch Schwarzweiß hat seinen Preis
Angesichts dieser Leistungen geht sicher kaum noch einer davon aus, dass es bei Leica eine Kamera ohne Farbe auch für einen kleineren Preis gibt: Die LEICA M MONOCHROM schlägt auf den Preis einer M9-P etwas drauf und wird für
6.800 € in den Laden kommen.
Anders Fotografieren mit der LEICA M MONOCHROM
So weit die technischen Werte und Leistungen der neuen Kamera – bleibt die Frage: Wie verändert sich die Arbeitsweise mit der LEICA M MONOCHROM?
Während ich mich früher für 36 Aufnahmen einer Filmsorte entscheiden musste, ist mit der Digitalfotografie die große Beliebigkeit eingezogen. Speicherkarten haben eine nahezu endlose Kapazität und während der Aufnahme ist immer der Gedanke präsent: „Ich kann die Bilder ja noch später nachbearbeiten“
Leica hat schon immer eine andere Produktphilosophie verfolgt: ”
Konzentration auf das Wesentliche“. Der Fotograf war mit einer Leica M schon immer dazu gezwungen, sich während der Aufnahme Gedanken zu machen. Die Leica Monochrom treibt dieses Prinzip auf die Spitze: Autofokus und Programmautomatik gibt es sowieso nicht. Jetzt muss auch das spätere Schwarzweißbild bei der Aufnahme gestaltet werden. Ohne die Farbinformation im Bild kann später am Computer nicht mehr mit dem “digitalen Rotfilter” oder “Pseudo-Infrarot” das Bild dramatisiert werden. Lediglich die Mittel der klassischen Schwarzweiß-Dunkelkammer stehen noch zur Verfügung. Wer sich aber auf diese Art zu arbeiten einlässt, wird mit einer kompromisslosen Qualität belohnt.
Für den stolzen Preis von 6.800 € bekommt der Käufer einen echten technischen Leckerbissen: In ihrer Spezialdisziplin Schwarzweiß liefert die LEICA M MONOCHROM in Schärfe, Dynamik und Rauschverhalten fantastische Ergebnisse.
Für wen?
Und als letzte Frage: Für wen ist diese Kamera interessant? Wer bereit ist, für eine Kamera 6.800 Euro zu zahlen, hauptsächlich in Schwarzweiß fotografiert und auf der Suche nach kompromissloser Qualität ist – für diese Zielgruppe könnte die LEICA M MONOCHROM die perfekte Kamera sein.
Im professionellen Bereich sind es vielleicht Reportage-Fotografen, für die die Qualität und bessere High ISO Performance den Unterschied macht, um auch unter schwierigsten Lichtverhältnissen noch gute Ergebnisse zu erzielen.