Thursday, May 15, 2014

LEICA: WIE ALLES BEGANN




Von [m] ittelhessen haben wir den folgenden Bericht erhalten:


LEBENDE LEGENDE Eine Marke schreibt Erfolgsgeschichte


Wetzlar. "Leica ist eine Marke. Leica hat einfach Potenzial." Das hatte der heutige Aufsichtsratschef Andreas Kaufmann 2004 sofort erkannt. Der Salzburger Investor kaufte damals das vor der Insolvenz stehende Kameraunternehmen. Heute schreibt Leica schwarze Zahlen, feiert hundert Jahre Kleinbildfotografie und kehrt mit einem 65-Millionen-Euro-Neubau nach Wetzlar zurück. Eine Erfolgsgeschichte.

 <p>65 Millionen Euro hat der Neubau in Wetzlar gekostet. Er soll weit mehr als eine Firmenzentrale sein und Gäste aus aller Welt in die Region locken. Im Neubau gibt es eine Leica-Galerie, ein Museum, viel Ausstellungsfläche, ein Fotostudio, die gläserne Produktion und ein Besucherrestaurant. (Foto: Schwarz)</p>
65 Millionen Euro hat der Neubau in Wetzlar gekostet. Er soll weit mehr als eine Firmenzentrale sein und Gäste aus aller Welt in die Region locken. Im Neubau gibt es eine Leica-Galerie, ein Museum, viel Ausstellungsfläche, ein Fotostudio, die gläserne Produktion und ein Besucherrestaurant. (Foto: Schwarz)


Es war das Jahr 1914, als Oskar Barnack, Leiter der Versuchsabteilung bei Leitz, die Ur-Leica erfand und damit die Fotografie im vergangenen Jahrhundert revolutionierte. "Barnack, das war ein Tüftler und Erfinder", erinnert sich Günter Osterloh, ehemaliger Produktmanager bei Leica, Verfasser von Anwenderberichten und Leiter der Leica-Akademie bis 2002. Osterloh, der derzeit alte Schätze im Leica-Archiv für die Ausstellung im Wetzlarer Neubau sichtet und aufbereitet, verweist gerne darauf, wie Barnack Anfang des 20. Jahrhunderts einen Schokoladendieb mit einer versteckten Plattenkamera in seinem Büro überführte. "Er versteckte sie hinter einer Wandverkleidung, knotete das Ende einer Schnur an den Auslöser und das andere an die Schublade, in der die Schokolade lag. Der Dieb knipste sich selbst." In dieser Zeit entwickelte Barnack auch die Ur-Leica. "Allerdings", so weiß Osterloh, "mehr nur so nebenbei, als Hobby."

Ein Hobby, das um die Welt ging. Zuerst mit Ernst Leitz II, der mit der Kleinbildkamera im Gepäck eine Überfahrt nach New York unternahm. Zehn Jahre später entschied Leitz II, die Ur-Leica in Serie zu produzieren und weltweit zu vertreiben. Das Produkt schlug ein.

"Hätte es diese Kamera nicht gegeben - wir würden heute hier nicht sitzen", sagt Stefan Daniel, Bereichsleiter Produktmanagement bei Leica-Camera. Dabei sei es nicht nur die kleine Ur-Leica, die Foto-Geschichte geschrieben hat, so Daniel. Auch das Zubehör, das Barnack erfand, sei wegweisend gewesen. So hatte der Leiter der Versuchsabteilung eine Filmpatrone entwickelt, um den Film bei Tageslicht problemlos in die Kamera hinein- und wieder herauszubekommen.

 <p>"Leica ist in einem neuen Zeitalter angekommen": Aufsichtsratschef Andreas Kaufmann. (Foto: Schwarz)</p>
"Leica ist in einem neuen Zeitalter angekommen":
Aufsichtsratschef Andreas Kaufmann. (Foto: Schwarz)

Für diese sogenannte Leica-Kassette konnte man den Film als Meterware kaufen und aufdrehen. Dass genau 36 Bilder auf einen Film passen, ist kein Zufall, verrät Daniel: Es habe an der Spannweite von Oskar Barnacks Armen gelegen: "Es war die Länge, die sich ergab, wenn Barnack Filmanfang und -ende bei ausgebreiteten Armen in beide Hände nahm."

 <p>Schätze aus dem Archiv warten auf ihre Ausstellung. (Foto: Schwarz)</p>
Schätze aus dem Archiv warten auf ihre Ausstellung. (Foto: Schwarz)

Auch der Schuh, der auf der Ur-Leica für den abnehmbaren Sucher angebracht war, ist längst zur Norm für alle Kameratypen bis heute geworden: Der Blitzschuh einer modernen Digitalkamera passt noch immer problemlos auf den Ur-Leica-Sucher. Zum Erfolg der Kleinbildkamera hat nicht zuletzt das Leitz-Milar-Objektiv mit 43 Millimetern Brennweite beigetragen. Nur so konnten wirklich scharfe Bilder entstehen, die problemlos vergrößert werden konnten, erklärt Daniel. Inzwischen sind in dem Unternehmen viele Kameratypen produziert worden, die Fangemeinde von Leica ist groß und weltweit zuhause.

 <p>"Ein Kleinod": Vorstand Alfred Schopf. (Foto: Schwarz)</p>
"Ein Kleinod": Vorstand Alfred Schopf. (Foto: Schwarz)

Dabei gibt es nicht den Leica-Kunden schlechthin, weiß Vorstandsvorsitzender Alfred Schopf: "Es gab mal das Klischee, es sei der 55-jährige Zahnarzt, der zwei Porsche in der Garage stehen hat." Doch dem sei nicht so, versichert der Vorstand. "Die Bandbreite unserer Kunden reicht vom 18-jährigen Nerd bis hin zum mexikanischen Wrestler. Es gibt nicht den typischen Leica-Kunden."

 <p>Ein Fan der Ur-Leica: Stefan Daniel. (Foto: Schwarz)</p>
Ein Fan der Ur-Leica: Stefan Daniel. (Foto: Schwarz)

<p>Die Legende lebt: In zehn Tagen wird der Neubau eröffnet. (Foto: Schwarz)</p>
Die Legende lebt: Am 24. Mai wird der Neubau eröffnet. (Foto: Schwarz)

Seit 2010 führt Alfred Schopf das Unternehmen, die Kameraproduktion hat er seitdem von 700 auf 2500 Stück im Monat gesteigert. Den gebürtigen Schwaben fasziniert vor allem die Marke Leica: "Sie ist für mich ein Kleinod in der deutschen Markenlandschaft und eine Legende im Bereich der Fotografie." Außerdem habe ihn an der Aufgabe, den Vorstandsposten vor vier Jahren zu übernehmen, gereizt, "Leica dahin zurückzuführen, wo die Marke meiner Meinung nach hingehört: an die Spitze".

<p>Hüter des Archivs und Kenner der Leica-Geschichte: Günter Osterloh. (Foto: Schwarz)</p>
Hüter des Archivs und Kenner der Leica-Geschichte: Günter Osterloh. (Foto: Schwarz)

Dass Leica inzwischen in einem neuen Zeitalter angekommen ist, zeigen nicht nur die schwarzen Zahlen, die das Unternehmen längst schreibt. In Wetzlar ist in den vergangenen Monaten für 65 Millionen Euro ein imposanter Neubau mit 30 000 Quadratmetern Nutzfläche mit gläserner Produktion, Galerie, Museum, Leica-Store, Fotostudio für Profis, und einem Besucher-Restaurant entstanden. Allein 2000 Quadratmeter im Foyer werden als Ausstellungsfläche genutzt, 650 Mitarbeiter haben in dem Neubau Platz.

"Das Gebäude soll zum Ausdruck bringen, dass Leica in einem ganz neuen Stadium angekommen ist", sagt Aufsichtsratschef Kaufmann, der Wetzlar als "hochwertigen industriellen Standort" bezeichnet.

Der Neubau trägt dem neuen Stadium des Unternehmens Rechnung. Und auch dem Thema Optik: Die Hauptgebäude bilden ein Fernglas und ein Objektiv ab, Intarsienarbeiten im Fußboden und runde Beete sowie der Springbrunnen im Park spiegeln die Linsen wider, ohne die die Fotografie undenkbar wäre.

Ohne die Leica, die lebende Legende, natürlich auch.


Leica - zurück in Wetzlar

Am 24. Mai feiert das Kameraunternehmen Leica 100. Geburtstag und lädt ein zum Tag der offenen Tür in seinen Neubau im Wetzlarer Leitz-Park. Diese Zeitung hat den Umzug in den vergangenen Wochen begleitet, mit alten und jungen Leitzianern gesprochen, Interviews mit Vorstand und Aufsichtsrat geführt. Lesen Sie unsere Serie "100 Jahre Leica – Zurück in Wetzlar" und ab dem 23. Mai unsere Beilage "Leica – Legende und Leidenschaft".



2 comments:

  1. Ich habe gelesen dass die maximal 36 Aufnahmen der Leica Patrone und danach aller Kleinbildfilme dadurch bedingt ist dass die Ur Leica Am Anfang genug Platz für 40 Aufnahmen hatte. Da durch die Patrone etwas Platz genommen wurde musste die Länge des Films auf 36 Aufnahmen verkürzt werden.

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    1. Das scheint eine wesentlich bessere Erklärung zu sein. Die Länge des Films und dadurch die Anzahl der Aufnahmen war durch die Größe der Kamera auf 40 begrenzt. Es mag vielleicht ein Zufall gewesen sein dass dies der Länge von Oskar Barnacks ausgebreiteten Armen entsprach. Dementsprechend ist es vollkommen sinnvoll dass die Filmlänge auf 36 Aufnahmen begrenzt werden musste da die Filmpatrone etwas Platz einnahm.

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