Von [m] ittelhessen haben wir den folgenden Bericht erhalten:
LEBENDE LEGENDE Eine Marke schreibt
Erfolgsgeschichte
Wetzlar. "Leica ist eine Marke.
Leica hat einfach Potenzial." Das hatte der heutige Aufsichtsratschef
Andreas Kaufmann 2004 sofort erkannt. Der Salzburger Investor kaufte damals das
vor der Insolvenz stehende Kameraunternehmen. Heute schreibt Leica schwarze
Zahlen, feiert hundert Jahre Kleinbildfotografie und kehrt mit einem
65-Millionen-Euro-Neubau nach Wetzlar zurück. Eine Erfolgsgeschichte.
65 Millionen Euro hat der Neubau in
Wetzlar gekostet. Er soll weit mehr als eine Firmenzentrale sein und Gäste aus
aller Welt in die Region locken. Im Neubau gibt es eine Leica-Galerie, ein Museum,
viel Ausstellungsfläche, ein Fotostudio, die gläserne Produktion und ein
Besucherrestaurant. (Foto: Schwarz)
Es war das Jahr 1914, als Oskar
Barnack, Leiter der Versuchsabteilung bei Leitz, die Ur-Leica erfand und damit
die Fotografie im vergangenen Jahrhundert revolutionierte. "Barnack, das
war ein Tüftler und Erfinder", erinnert sich Günter Osterloh, ehemaliger
Produktmanager bei Leica, Verfasser von Anwenderberichten und Leiter der Leica-Akademie
bis 2002. Osterloh, der derzeit alte Schätze im Leica-Archiv für die
Ausstellung im Wetzlarer Neubau sichtet und aufbereitet, verweist gerne darauf,
wie Barnack Anfang des 20. Jahrhunderts einen Schokoladendieb mit einer
versteckten Plattenkamera in seinem Büro überführte. "Er versteckte sie
hinter einer Wandverkleidung, knotete das Ende einer Schnur an den Auslöser und
das andere an die Schublade, in der die Schokolade lag. Der Dieb knipste sich
selbst." In dieser Zeit entwickelte Barnack auch die Ur-Leica.
"Allerdings", so weiß Osterloh, "mehr nur so nebenbei, als
Hobby."
Ein Hobby, das um die Welt ging.
Zuerst mit Ernst Leitz II, der mit der Kleinbildkamera im Gepäck eine Überfahrt
nach New York unternahm. Zehn Jahre später entschied Leitz II, die Ur-Leica in
Serie zu produzieren und weltweit zu vertreiben. Das Produkt schlug ein.
"Hätte es diese Kamera nicht
gegeben - wir würden heute hier nicht sitzen", sagt Stefan Daniel,
Bereichsleiter Produktmanagement bei Leica-Camera. Dabei sei es nicht nur die
kleine Ur-Leica, die Foto-Geschichte geschrieben hat, so Daniel. Auch das
Zubehör, das Barnack erfand, sei wegweisend gewesen. So hatte der Leiter der
Versuchsabteilung eine Filmpatrone entwickelt, um den Film bei Tageslicht
problemlos in die Kamera hinein- und wieder herauszubekommen.
"Leica ist in einem neuen
Zeitalter angekommen":
Aufsichtsratschef Andreas Kaufmann. (Foto: Schwarz)
Für diese sogenannte Leica-Kassette
konnte man den Film als Meterware kaufen und aufdrehen. Dass genau 36 Bilder
auf einen Film passen, ist kein Zufall, verrät Daniel: Es habe an der
Spannweite von Oskar Barnacks Armen gelegen: "Es war die Länge, die sich
ergab, wenn Barnack Filmanfang und -ende bei ausgebreiteten Armen in beide
Hände nahm."
Schätze aus dem Archiv warten auf
ihre Ausstellung. (Foto: Schwarz)
Auch der Schuh, der auf der Ur-Leica
für den abnehmbaren Sucher angebracht war, ist längst zur Norm für alle
Kameratypen bis heute geworden: Der Blitzschuh einer modernen Digitalkamera
passt noch immer problemlos auf den Ur-Leica-Sucher. Zum Erfolg der Kleinbildkamera
hat nicht zuletzt das Leitz-Milar-Objektiv mit 43 Millimetern Brennweite
beigetragen. Nur so konnten wirklich scharfe Bilder entstehen, die problemlos
vergrößert werden konnten, erklärt Daniel. Inzwischen sind in dem Unternehmen
viele Kameratypen produziert worden, die Fangemeinde von Leica ist groß und
weltweit zuhause.
"Ein Kleinod": Vorstand
Alfred Schopf. (Foto: Schwarz)
Dabei gibt es nicht den Leica-Kunden
schlechthin, weiß Vorstandsvorsitzender Alfred Schopf: "Es gab mal das
Klischee, es sei der 55-jährige Zahnarzt, der zwei Porsche in der Garage stehen
hat." Doch dem sei nicht so, versichert der Vorstand. "Die Bandbreite
unserer Kunden reicht vom 18-jährigen Nerd bis hin zum mexikanischen Wrestler.
Es gibt nicht den typischen Leica-Kunden."
Ein Fan der Ur-Leica: Stefan Daniel.
(Foto: Schwarz)
Die Legende lebt: Am 24. Mai wird
der Neubau eröffnet. (Foto: Schwarz)
Seit 2010 führt Alfred Schopf das
Unternehmen, die Kameraproduktion hat er seitdem von 700 auf 2500 Stück im
Monat gesteigert. Den gebürtigen Schwaben fasziniert vor allem die Marke Leica:
"Sie ist für mich ein Kleinod in der deutschen Markenlandschaft und eine
Legende im Bereich der Fotografie." Außerdem habe ihn an der Aufgabe, den
Vorstandsposten vor vier Jahren zu übernehmen, gereizt, "Leica dahin
zurückzuführen, wo die Marke meiner Meinung nach hingehört: an die
Spitze".
Hüter des Archivs und Kenner der Leica-Geschichte: Günter
Osterloh. (Foto: Schwarz)
Dass Leica inzwischen in einem neuen
Zeitalter angekommen ist, zeigen nicht nur die schwarzen Zahlen, die das
Unternehmen längst schreibt. In Wetzlar ist in den vergangenen Monaten für 65
Millionen Euro ein imposanter Neubau mit 30 000 Quadratmetern Nutzfläche mit
gläserner Produktion, Galerie, Museum, Leica-Store, Fotostudio für Profis, und
einem Besucher-Restaurant entstanden. Allein 2000 Quadratmeter im Foyer werden
als Ausstellungsfläche genutzt, 650 Mitarbeiter haben in dem Neubau Platz.
"Das Gebäude soll zum Ausdruck
bringen, dass Leica in einem ganz neuen Stadium angekommen ist", sagt
Aufsichtsratschef Kaufmann, der Wetzlar als "hochwertigen industriellen
Standort" bezeichnet.
Der Neubau trägt dem neuen Stadium
des Unternehmens Rechnung. Und auch dem Thema Optik: Die Hauptgebäude bilden
ein Fernglas und ein Objektiv ab, Intarsienarbeiten im Fußboden und runde Beete
sowie der Springbrunnen im Park spiegeln die Linsen wider, ohne die die
Fotografie undenkbar wäre.
Ohne die Leica, die lebende Legende, natürlich
auch.
Leica - zurück in Wetzlar
Ich habe gelesen dass die maximal 36 Aufnahmen der Leica Patrone und danach aller Kleinbildfilme dadurch bedingt ist dass die Ur Leica Am Anfang genug Platz für 40 Aufnahmen hatte. Da durch die Patrone etwas Platz genommen wurde musste die Länge des Films auf 36 Aufnahmen verkürzt werden.
ReplyDeleteDas scheint eine wesentlich bessere Erklärung zu sein. Die Länge des Films und dadurch die Anzahl der Aufnahmen war durch die Größe der Kamera auf 40 begrenzt. Es mag vielleicht ein Zufall gewesen sein dass dies der Länge von Oskar Barnacks ausgebreiteten Armen entsprach. Dementsprechend ist es vollkommen sinnvoll dass die Filmlänge auf 36 Aufnahmen begrenzt werden musste da die Filmpatrone etwas Platz einnahm.
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